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26. Februar 2020

Corona-Virus: FPÖ-Wien stellt im Gemeinderat dringliche Anfrage zu Pandemieplan

FPÖ will Stadt auf eventuelle Pandemie bestens vorbereitet wissen

Bildquelle: Pixabay

„Wir wollen am Freitag im Gemeinderat unaufgeregt und sachlich über die geplanten Maßnahmen der Stadt im Zusammenhang mit dem Coronavirus diskutieren. In einer solch ernsten Situation ist eine parteiübergreifende Kraftanstrengung notwendig, um Wien auf eine eventuelle Ausbreitung des Virus vorzubereiten“, betont FPÖ-Klubobmann Toni Mahdalik. Der sich auf der Webseite der Stadt Wien befindende Influenza-Pandemieplan Wien befand sich bis vor wenigen Tagen auf dem Stand des Jahres 2006 und bezog sich augenscheinlich auf jenen des Bundes, der ebenso 2006 veröffentlicht wurde, aber umfangreicher ist und 2009 ergänzt wurde. Erst nachdem die FPÖ auf diesen Umstand aufmerksam gemacht hatte, wurde jener der Stadt - zumindest elektronisch - aktualisiert. „Da eine Adaptierung, die einem Bevölkerungswachstum von fast 1 Mio. Menschen im Einzugsbereich der Bundeshauptstadt seit damals in der Realität auch tatsächlich Stand hält, keine Fingerübung darstellt und nicht in wenigen Tagen erledigt ist, hat die FPÖ erneut die Initiative ergriffen. Denn der international als Referenzquelle dienende Influenza-Pandemieplan des Robert-Koch-Institut (RKI)-Deutschland aus dem Jahr 2017 und jener der WHO aus 2018 sind nach wie vor viel umfangreicher und detaillierter. Eine offene Aussprache und Einigung auf eine schlagkräftige Vorgangsweise im Gemeinderat sind daher das Gebot der Stunde“, erklärt Mahdalik.


Im bis PPW bis vor wenigen Tagen angeführte Kapitel:
• Kernteam des Krisenmanagements und erweitertes Krisenmanagement.
• Grafische Darstellung des Zusammenwirkens sämtlicher Krankenanstalten, Blaulichtorganisationen, niedergelassener Ärzteschaft, sozialer Einrichtungen, Apotheken und beteiligte Magistratsabteilungen.
• Schnittstellen zum Land NÖ und dem Flughafen Wien Schwechat.
• Schematische Auflistung der Ausbreitungs- und Schweregrade der Pandemie, bzw. deren Vorstufen.
Von den laut WHO sechs Phasen der Pandemie und deren Planung wurde im PPW auf vier Phasen eingegangen.


Zwtl: Folgende Maßnahmenbereiche sind angeführt:
• Medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich, Versorgung durch Apotheken, Hauskrankenpflege und Soziale Dienste.
Als erste Anlaufstellen werden die Hausärztinnen und Hausärzte erwähnt, deren Anzahl derzeit viel zu gering wäre.
• Medizinische Versorgung durch Spitäler - wobei die Zuweisungen an die Wiener Fondsspitäler zwar detailliert aufgelistet werden, diese aber z.T. nicht mehr verfügbar sind.
• Impfmanagement bei normalen und verknappten Ressourcen.
• Antivirale Medikamente und deren Bevorratung - wobei sehr umfangreich über insgesamt fünf Seiten auf das Mittel Oseltamivir=Tamiflu Bezug genommen wird. Dieses Mittel wurde aber seit 2014 von der Cochrane Collaboration als zweifelhaft in der Wirkung angeführt und von der WHO 2017 von wesentlich auf ergänzend herabgestuft.
• Hygienemaßnahmen und Präventionen werden aufgelistet, auf Pneumokokken Impfungen und optionale Antibiotikagabe wird eingegangen.


Zwtl: Die Schwächen des Wiener Pandemieplans
• Der medikamentöse Einsatz von Oseltamivir ist nicht der Gegenwart angepasst;
• Das Einzugs- und Versorgungsgebiet ist mit fast einer Million viel größer;
• Die ambulante Versorgung konzentriert sich auf zu wenige Hausärzte;
• Zu wenig verfügbare Spitalsbetten bei schwerem Krankheitsverlauf;
• Keine Planung zur Aufrechterhaltung von essentiellen Versorgungsbereichen (Nahrungsmittelversorgung, Trinkwasser, Elektrizität, Gas, Treibstoff, etc.);
• Kein Betriebs-Pandemieplan;
• Keine klare Beschreibung von zwingend räumlich getrennten Reservebettenkapazitäten, keine Definition der darin enthaltenen Behandlungseinheiten;
• Keine Planung zur Sicherstellung der Versorgung erkrankter Personen;
• Keine Planung zur Aufrechterhaltung essentieller, öffentlicher Dienstleistungen;
• Keine Risikobewertung Mensch UND Tier;
• Kein differenzierter Impfplan (Anhang RKI S 61);
• Keine Surveillance in Kindergemeinschaftseinrichtungen;
• Keine detaillierten Optionen für kontaktreduzierende Maßnahmen (z.B. bei Krisenpersonal für essentielle Betriebe);


Zwtl: Die Dringliche Anfrage
1. Die Spitalsbetten für schwer erkrankte, infektiöse Patienten befinden sich vorwiegend innerhalb der Großspitäler, davon räumlich deutlich getrennte Behandlungsbereiche werden nicht angeführt. Wie viele räumlich vom Normalspitalsbetrieb getrennte Infektions- bzw. Isolierbetten kann Wien durch Umwidmung z.B. existierender Pflegepavillons bzw. durch Behandlungscontainer bereitstellen?
2. Es wird in keiner Weise auf die Aufrechterhaltung essentieller Dienstleistungen und essentieller Betriebe eingegangen. Existieren Pandemiepläne zur Versorgung und Aufrechterhaltung von E-Werken, Wasserwerken, Lebensmitteltransporten usw., wobei das Personal trainiert und im Einsatzfall von der Bevölkerung zur Infektionsvermeidung getrennt, eingesetzt werden kann?
3. Die Reservebettenkapazität beträgt laut Pandemieplan für 1,6 Mio im Jahr 2006 688 Betten. Wie hoch ist die Berechnung für den gegenwärtigen Bedarf 2020 von etwa 2,5 Mio. inklusive Einzugsgebiet?
4. Im Pandemieplan (PP) des RKI werden in Abhängigkeit des Schweregrades des Pandemieszenarios Impfstoffe mit und ohne Adjuvans, bzw. monovalente Impfstoffe mit weniger NW empfohlen (RKI Anhang Seite 61). Verfügt Wien über einen differenzierten Einsatz von Impfstoffen.
5. Sowohl im PP des RKIs als angedeutet des Bundes werden nicht nur die Infektionswege Mensch zu Mensch, sondern auch Tier zu Mensch beachtet, gesichert und beforscht. Im Wiener PP wird dies nicht beachtet, warum?
6. Warum ist der PP Wiens um ein Drittel kürzer als der des Bundes, obwohl der Bund eine Ergänzung gefordert hatte? 

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